8 Wohntrends, gesehen auf der Mailänder Möbelmesse 2018
Die 70er melden sich zurück, Holz und Marmor zeigen ihre andere Seite – und gutes Handwerk ist nach wie vor gefragt
Auch dieses Jahr gab es auf der Mailänder Möbelmesse (17. bis 22. April) wieder eindrucksvoll aufgebaute Einrichtungen zu sehen – aber nicht nur das: Neue Oberflächen, hochwertige Handwerksprodukte und viele alltagstaugliche Möbel präsentierten sich den Besuchern. Die Objekte zeigten, dass sie sich an unterschiedliche Vorlieben, Stimmungen und Gewohnheiten anpassen lassen – und dass sie ein Zuhause in einen sicheren Hafen verwandeln können. Es geht wieder um richtig schöne Möbel, die nicht (oder jedenfalls fast nie) übertrieben wirken. Im Mittelpunkt steht immer noch eine lange Lebensdauer. Und wenn sich dabei mit der Zeit eine edle Patina entwickelt, umso besser.
Natürlich gab es auch diesmal allerhand technische Neuerungen zu bewundern. Doch im Vordergrund stand dabei das Ziel, bequeme Möbel zu schaffen, die nicht um jeden Preis auf sich aufmerksam machen. Dazu kommt eine neue Wertschätzung für handgefertigte Produkte, ungewöhnliche Deko und komplexe Ornamente. Wir zeigen Ihnen einige der Trends, die wir dieses Jahr in den Mailänder Messehallen entdeckt haben.
Natürlich gab es auch diesmal allerhand technische Neuerungen zu bewundern. Doch im Vordergrund stand dabei das Ziel, bequeme Möbel zu schaffen, die nicht um jeden Preis auf sich aufmerksam machen. Dazu kommt eine neue Wertschätzung für handgefertigte Produkte, ungewöhnliche Deko und komplexe Ornamente. Wir zeigen Ihnen einige der Trends, die wir dieses Jahr in den Mailänder Messehallen entdeckt haben.
1. Mango und Moosgrün. Die Siebziger melden sich mal wieder zurück: Orange-Töne waren beim diesjährigen Salone del Mobile nicht zu übersehen. Das wird zum Beispiel an der warmen Mango-Note deutlich, die hier den Messestand von Vitra dominiert. Auch die weichen Korallentöne in Cristina Celestinos Tisch für Gebrüder Thonet Vienna (weiter unten) illustrieren den Trend.
Neue Farben für Rodolfo Dordonis Kollektion „Bitta“ (für Kettal)
Zurückhaltender und beruhigender als Orange (aber häufig in Kombination damit): Grün war in Mailand ebenfalls stark präsent. Mint-, Salbei- und Moosgrün – diese Farbnuancen werden Ihnen bei Innen- und Außenmöbeln in diesem Jahr öfter begegnen.
Zurückhaltender und beruhigender als Orange (aber häufig in Kombination damit): Grün war in Mailand ebenfalls stark präsent. Mint-, Salbei- und Moosgrün – diese Farbnuancen werden Ihnen bei Innen- und Außenmöbeln in diesem Jahr öfter begegnen.
Sideboard mit Rolladentür in Eiche und Dusty Green von Thomas Bentzen für Muuto
Sofa „Branco“ von Kunikazu Hamanishi, entdeckt auf dem Salone Satellite
Grüntöne, vor allem Salbei-Noten, gehörten auch auf dem Salone Satellite zu den vorherrschenden Farben. Dieser Teil der Messe ist jungen Designern vorbehalten; hier kündigen sich häufig neue Trends an.
Grüntöne, vor allem Salbei-Noten, gehörten auch auf dem Salone Satellite zu den vorherrschenden Farben. Dieser Teil der Messe ist jungen Designern vorbehalten; hier kündigen sich häufig neue Trends an.
Sofa „Tape“ von Benjamin Hubert für Moroso
2. Es lebe der Tastsinn! Grün tauchte auch in gewagten, aber trotzdem stimmigen Farbkombinationen auf, so zum Beispiel in dem Sofa „Tape“ von Moroso. Es besteht aus Polstermodulen, die auf verschiedene Weise zusammengestellt und mit einem Polyurethanband fixiert werden können.
Was Stoffe und Polster betrifft, zeigte sich auch auf der diesjährigen Möbelmesse wieder die bewährte Philosophie, die dem Tastsinn einen besonderen Stellenwert einräumt. Manche Objekte waren mit einem homogenen, kräftig strukturierten Gewebe überzogen, dessen Struktur nur durch Berührung erfahrbar wird.
2. Es lebe der Tastsinn! Grün tauchte auch in gewagten, aber trotzdem stimmigen Farbkombinationen auf, so zum Beispiel in dem Sofa „Tape“ von Moroso. Es besteht aus Polstermodulen, die auf verschiedene Weise zusammengestellt und mit einem Polyurethanband fixiert werden können.
Was Stoffe und Polster betrifft, zeigte sich auch auf der diesjährigen Möbelmesse wieder die bewährte Philosophie, die dem Tastsinn einen besonderen Stellenwert einräumt. Manche Objekte waren mit einem homogenen, kräftig strukturierten Gewebe überzogen, dessen Struktur nur durch Berührung erfahrbar wird.
Doch auch Gewebearten mit sichtbaren Texturen, häufig inspiriert von Tweedstoffen, waren ein wiederkehrendes Motiv auf der Möbelmesse. Die großen Kissen auf dem Sofa „Casa Modernista“ (Nipa Doshi und Jonathan Levien für Moroso) offenbaren schon bei ihrem Anblick, wie weich die Sitzgelegenheit ist. Wer dieses Sofa ansteuert, ist auf dem Weg in einen gemütlichen Hafen.
Leuchte „Tsunagaru“ von Keiko Haraguchi, entdeckt auf dem Salone Satellite
Die japanische Designerin Keiko Haraguchi stellte ihre Leuchte „Tsunagaru“ auf dem Salone Satellite vor. Auch sie brachte das traditionelle Washi-Papier in eine neue Form. Das Objekt besteht aus mehreren miteinander kombinierbaren Teilen, die unterschiedlich geformt und gemustert sind.
Die japanische Designerin Keiko Haraguchi stellte ihre Leuchte „Tsunagaru“ auf dem Salone Satellite vor. Auch sie brachte das traditionelle Washi-Papier in eine neue Form. Das Objekt besteht aus mehreren miteinander kombinierbaren Teilen, die unterschiedlich geformt und gemustert sind.
4. Kleine, unverwechselbare Dekorationen. Ebenfalls dieses Jahr zu beobachten: eine Rückkehr zu Gegenständen mit ausschließlich dekorativer Funktion, manche davon zusammengesetzt aus handgemachten und industriell gefertigten Elementen.
Zum Beispiel arbeitete der Hersteller Magis mit der finnischen Marke Iittala zusammen, um die von Oiva Toikka entworfenen skulpturalen „Linnut“-Leuchten (im Bild) zu realisieren. Sie bestehen aus rotationsgeformtem Polycarbonat. Diese Technik ermöglicht es, unterschiedliche Farben körnchenweise zuzugeben, um ungewöhnliche Wirkungen zu erzielen. Dadurch wird jede Leuchte zu einem Unikat.
Zum Beispiel arbeitete der Hersteller Magis mit der finnischen Marke Iittala zusammen, um die von Oiva Toikka entworfenen skulpturalen „Linnut“-Leuchten (im Bild) zu realisieren. Sie bestehen aus rotationsgeformtem Polycarbonat. Diese Technik ermöglicht es, unterschiedliche Farben körnchenweise zuzugeben, um ungewöhnliche Wirkungen zu erzielen. Dadurch wird jede Leuchte zu einem Unikat.
Spiegel von Studio Roso für Republic of Fritz Hansen
Auch Wände werden mit ausgefallenen Objekten dekoriert. So zum Beispiel mit diesen Spiegeln, die in verschiedenen Formen und schillernden Farben erhältlich sind.
Auch Wände werden mit ausgefallenen Objekten dekoriert. So zum Beispiel mit diesen Spiegeln, die in verschiedenen Formen und schillernden Farben erhältlich sind.
Buchregal „Wooden Cloud“ von Ronan und Erwan Bouroullec für Cappellini
5. Holz, wie wir es noch nie gesehen haben. Holz ist schon immer eines der wichtigsten Materialien im Möbelbau, aber die diesjährige Möbelmesse warf noch einmal ein besonders Licht auf den Werkstoff. Es gab Experimente mit Formen, Herstellungsprozessen und Gebrauchsfunktionen zu sehen.
5. Holz, wie wir es noch nie gesehen haben. Holz ist schon immer eines der wichtigsten Materialien im Möbelbau, aber die diesjährige Möbelmesse warf noch einmal ein besonders Licht auf den Werkstoff. Es gab Experimente mit Formen, Herstellungsprozessen und Gebrauchsfunktionen zu sehen.
Wandverkleidung von Aldo Cibic für Listone Giordano und Inkiostro Bianco
Holz kehrt auch in Form von Instarsien und in überraschenden Farben zurück, teilweise auch als Wandbedeckung. (Wie gesagt: die Siebziger lassen grüßen.) Damit gibt es für das Material eine alternative Marschrichtung: Holz bleibt ein Dauerbrenner, aber es ist nicht mehr auf die ausgetretenen Pfade beschränkt.
Holz kehrt auch in Form von Instarsien und in überraschenden Farben zurück, teilweise auch als Wandbedeckung. (Wie gesagt: die Siebziger lassen grüßen.) Damit gibt es für das Material eine alternative Marschrichtung: Holz bleibt ein Dauerbrenner, aber es ist nicht mehr auf die ausgetretenen Pfade beschränkt.
Heinz Glatzl und Joachim Mayr entwarfen den Tisch „Il Naturale“ für Moroso (im Bild). Er wurde aus Massivholz gefertigt, das laut Pressmitteilung „auf natürliche Weise getrocknet wurde, um seine ursprüngliche Oberfläche zu bewahren“. Die Farben sind das Ergebnis einer Behandlung mit Harzen, Wachsen und natürlichen Ölen. Diese Materialien durften langsam in das Holz eindringen, damit die Maserung in ihrer ganzen Pracht erhalten bleibt.
Der Tisch „Caryllon“, ein Entwurf von Cristina Celestino für Gebrüder Thonet Vienna (im Bild) zeigt ein Muster aus Einlegearbeiten, das von Art-deco-Formen beeinflusst ist.
Wohnzimmertische in großer Auswahl
Wohnzimmertische in großer Auswahl
Woody Chairs von Philippe Starck für Kartell
Sogar das Unternehmen Kartell, das sich seit langem auf die Herstellung von Kunststoffmöbeln verlegt hat, entdeckt den Werkstoff Holz, aus dem es Teile seiner Stuhlkollektion (hier von Philippe Starck) fertigen lässt.
Sogar das Unternehmen Kartell, das sich seit langem auf die Herstellung von Kunststoffmöbeln verlegt hat, entdeckt den Werkstoff Holz, aus dem es Teile seiner Stuhlkollektion (hier von Philippe Starck) fertigen lässt.
Oben: Neue Varianten von Paul McCobbs „Planner“-Tischen für Republic of Fritz Hansen
6. Hell und leicht wie Marmor. Auf der Möbelmesse zeigte sich auch, wie beliebt Marmor zurzeit ist. Im Mittelpunkt standen vor allem Objekte, in denen ein optisches Paradoxon sichtbar wird: Marmor wird als leichtes Material eingesetzt. In vielen Fällen, so auch bei den hier abgebildeten Tischen, liegt die Marmor-Oberfläche auf einer Metallplatte, und beide sind vergleichsweise dünn.
Tisch „Materic“ von Piero Lissoni für Porro
6. Hell und leicht wie Marmor. Auf der Möbelmesse zeigte sich auch, wie beliebt Marmor zurzeit ist. Im Mittelpunkt standen vor allem Objekte, in denen ein optisches Paradoxon sichtbar wird: Marmor wird als leichtes Material eingesetzt. In vielen Fällen, so auch bei den hier abgebildeten Tischen, liegt die Marmor-Oberfläche auf einer Metallplatte, und beide sind vergleichsweise dünn.
Tisch „Materic“ von Piero Lissoni für Porro
Sessel „Bulco“ und Tisch „Bou“ von Giulia Urciuoli und Andrea Pezzoli von co.arch studio, entdeckt auf dem Salone Satellite
8. Möbel, die nur zum Entspannen da sind. Unsere Einrichtung sollte uns dabei helfen, Zeit für uns selbst freizuschaufeln. Wenn es uns schon gelingt, unserem Alltag ein bisschen Freizeit abzutrotzen, dann sollten wir sie auch genießen können – an einem Ort, der genau dafür da ist. Von dieser Philosophie ließen sich Giulia Urcioli und Andrea Pezzoli leiten, als sie ihre Prototypen entwarfen: „Bulco“ ist ein Lehnsessel, in den Leselicht und Abstellfläche gleich integriert sind, und „Bou“ bringt als Bistrotisch ebenfalls gleich die Beleuchtung mit. Beide sind Komplettlösungen von kompakter Größe, die auch dort gut funktionieren, wo nicht viel Platz ist.
Tür zu, Schuhe aus – ein Plädoyer für die Entspannung
8. Möbel, die nur zum Entspannen da sind. Unsere Einrichtung sollte uns dabei helfen, Zeit für uns selbst freizuschaufeln. Wenn es uns schon gelingt, unserem Alltag ein bisschen Freizeit abzutrotzen, dann sollten wir sie auch genießen können – an einem Ort, der genau dafür da ist. Von dieser Philosophie ließen sich Giulia Urcioli und Andrea Pezzoli leiten, als sie ihre Prototypen entwarfen: „Bulco“ ist ein Lehnsessel, in den Leselicht und Abstellfläche gleich integriert sind, und „Bou“ bringt als Bistrotisch ebenfalls gleich die Beleuchtung mit. Beide sind Komplettlösungen von kompakter Größe, die auch dort gut funktionieren, wo nicht viel Platz ist.
Tür zu, Schuhe aus – ein Plädoyer für die Entspannung
Auch wenn Wohnräume tendenziell kleiner werden: Auf Funktionalität und eine ansprechende Optik möchte niemand verzichten. Die Wohnungen werden wieder grüner – und das nicht nur in Form eines Trends zu mehr Topfpflanzen („Jungalow“), sondern auch auf eine eher traditionelle und poetische Weise. Der Tisch „Verdable“ (im Bild), den Anna Szczurek und Sophie Berianidze für ihr Designlabel Beriana entworfen haben, kommt diesem Bedürfnis entgegen und berücksichtigt dabei die Platzprobleme in modernen Wohnungen. Der Standfuß dient als Vase, und die Oberfläche aus Spiegelglas verstärkt optisch die Präsenz der dort platzierten Bouquets.
Kartell hat die Neuauflage eines Experiments gewagt, das der Hersteller Lago 2016 vorgestellt hatte: einen Esstisch mit integriertem Induktions-Kochfeld. Der „I-Table“ von Piero Lissoni, der hier zu sehen ist, greift den Trend zum Home Office und zur Verschmelzung von Wohn- und Arbeitsräumen auf. Er dient als Ess- und Arbeitstisch, in den sich das Kochfeld nahtlos einfügt.
Wo auf der Möbelmesse technische Neuerungen zu sehen waren, hatten sie vor allem mit einfachen Alltagslösungen zu tun und zeigten sich häufig in Hybrid-Objekten, die mit mehreren Funktionen punkten. Das oberste Ziel ist Komfort: die Möglichkeit, sich wohlzufühlen – mit Umgebungen, die ihre Bewohner willkommen heißen, clever aufgebaut sind und auf Qualität setzen. Nicht zu vergessen: ein Auge für die Ästhetik und ein bisschen Mut zum Ungewohnten.
Wo auf der Möbelmesse technische Neuerungen zu sehen waren, hatten sie vor allem mit einfachen Alltagslösungen zu tun und zeigten sich häufig in Hybrid-Objekten, die mit mehreren Funktionen punkten. Das oberste Ziel ist Komfort: die Möglichkeit, sich wohlzufühlen – mit Umgebungen, die ihre Bewohner willkommen heißen, clever aufgebaut sind und auf Qualität setzen. Nicht zu vergessen: ein Auge für die Ästhetik und ein bisschen Mut zum Ungewohnten.